Flakturm III im Humboldthain, Foto: Rita Frank, Lizenz: terra press GmbH
Wiesenburg, Foto: Nadine Schmid
Uferhallen Rundbau, Foto: Nadine Schmid
ExRotaprint Innenhofansicht, Foto: Nadine Schmid
Brotfabrik Wittler, Foto: Rita Frank, Lizenz: terra press GmbH
Eingang Ufer_Studios, Foto: Rita Frank, Lizenz: terra press GmbH
ExRotaprint Eckgebäude , Foto: Rita Frank, Lizenz: terra press GmbH

Der Wedding im Wandel

Industriearchitektur und soziale Kultur im alten Arbeiterbezirk

Start
Berlin
Dauer
5 h
Länge
5 km
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Eckdaten zur Tour
Kaum ein Bezirk ist so eng mit der Berliner Industriegeschichte verbunden wie der Wedding. Soziale Ideen und Kreativität waren diesem Arbeiterviertel schon zu Zeiten der Pferdestraßenbahn nicht fremd. Hier liegen Kommissbrot, Kleinoffsetdruck, Filmgeschichte und innovative Entwicklungsmodelle nur ein paar Schritte auseinander.

Entdecken Sie auf diesem Stadtspaziergang entlang von Parks und Panke herausragende Industriearchitektur, erleben Sie Kunst und kunstvolle Verwandlung und erfahren Sie mehr über die soziale wie kulturelle Transformation eines quicklebendigen Bezirks, die bis heute anhält.
Ein Stadtrundgang für Familien, Kulturliebhaber und Entdecker

Start- und Endbahnhof

Startbahnhof
Berlin-Gesundbrunnen
4 Tourstationen
5 km / 5 Stunden
Endbahnhof
Bahnhof Wedding

Unser Tipp: Bitte prüfen Sie vor Fahrtantritt Ihre Zugverbindung und die erwartete Auslastung.

Vorschau der App-Darstellung der Tour "SUP-Seeing in Potsdam" | © DB Regio Nordost

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Ablaufplan

Tourstart am Berlin-Gesundbrunnen

Wegbeschreibung

Um vom Bahnhof Gesundbrunnen in den Humboldthain zu gelangen, wenden Sie sich vom Haupteingang am Hanne-Sobek-Platz nach links. Ein paar Meter weiter überqueren Sie an einer Fußgängerampel die Badstraße/Brunnenstraße und kommen direkt an der S-Bahn-Brücke in den Humboldthain hinein. Rechter Hand rattern in der Tiefe die Bahnen, links ragt nach dem Rosengarten ein Hügel auf. Darauf der Bunker und Flakturm aus dem Zweiten Weltkrieg. Vielleicht merken Sie sich diesen Ort für einen späteren Besuch vor. Der Verein Berliner Unterwelten e. V. lädt interessierte Bürger ein, das Innere zu erkunden und mehr über die Geschichte zu erfahren.

Sie spazieren weiter am Sommerbad vorbei und verlassen den Humboldthain am anderen Ende. Dort geht es rechts auf die Wiesenstraße. Direkt vor der Ringbahnbrücke betreten Sie links das Gelände der Wiesenburg.

Kartenausschnitt Berlin-Gesundbrunnen

Die Wiesenburg

Mit der Industrialisierung drohte Berlin gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus allen Nähten zu platzen. In den überfüllten Arbeiterquartieren breiteten sich immer wieder Seuchen aus. Deshalb beschloss der Berliner Asylverein kurz vor der Jahrhundertwende, in der Wiesenstraße ein Heim für Obdachlose und Bedürftige zu bauen. Mit ihrem 112 Meter tiefen Brunnen und eigener Stromerzeugung war die Einrichtung autark. Sie bot 700 Männern und ab 1907 auch 400 Frauen einen warmen und sauberen Schlafplatz mit höchsten Hygienestandards. Moderne Metallbetten gehörten ebenso zur Ausstattung wie Bade-, Dusch- und Desinfektionsmöglichkeiten und sogar eine eigene Wäscherei. Es waren die Bewohner selbst, die das 12.000-Quadratmeter-Gelände bald „Wiesenburg“ tauften. Zwar geriet der Asylverein zu Zeiten des Ersten Weltkriegs finanziell in Bedrängnis, aber das endgültige Aus kam erst 1933. Die Nationalsozialisten schlossen das damals von der jüdischen Gemeinde betriebene Asyl und nutzten die Gebäude für die Produktion von Parteifahnen und Rüstungsgütern. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Wiesenburg schwer beschädigt und nie wieder aufgebaut.

Der Ort zog Künstler und Intellektuelle für Milieustudien an und bot manchen von Ihnen auch in Zeiten der Not ein Dach über dem Kopf. Darunter Kurt Tucholsky, Rosa Luxemburg, Erich Kästner, Hans Fallada, Heinrich Zille und Wilhelm Voigt alias „Der Hauptmann von Köpenick“. Fritz Lang drehte 1931 Szenen seines berühmten Films „M“ in der Wiesenburg. Und auch nach ihrer teilweisen Zerstörung diente sie als Filmkulisse, etwa für Volker Schlöndorffs „Die Blechtrommel“ (1979) und Rainer Werner Fassbinders „Lili Marleen“ (1981). In der Folge wurde das Gelände als Ort der Kultur wiedergeboren.

Heute wohnen Menschen in der Wiesenburg, andere haben hier ihre Ateliers, Studios oder Werkstätten, es gibt Feste und Veranstaltungen. Der gemeinnützige Verein Die Wiesenburg e. V. verbindet ganz im Sinne der Geschichte dieses Orts Kreativität mit sozialer Verantwortung. Informieren Sie sich auf der Website des Vereins über das Angebot an Führungen in deutscher und englischer Sprache.

Wiesenstr. 55
13357
Berlin

E-Mail Adresse: contact.us@diewiesenburg.berlin

Wegbeschreibung

Sie setzen Ihren Weg auf der Wiesenstraße fort bis zur Panke. Ohne sie zu überqueren, wenden Sie sich nach rechts und folgen dem Uferweg an den Amtsgerichten für Gesundbrunnen und Wedding vorbei. Jetzt sehen Sie auf der gegenüberliegenden Seite der Panke schon die langen Außenmauern der Uferhallen und Uferstudios, denen sie bis zur Badstraße folgen. Von dort aus können Sie das Gelände betreten und den ersten Teil durchqueren. Der Ausgang am Turm in der Uferstraße liegt dem Eingang zum zweiten Geländeteil gegenüber.

Kartenausschnitt Die Wiesenburg

Uferhallen und Uferstudios

Mehr als 100 Jahre lang waren die Uferhallen als Transportbetriebshof der Wartung von öffentlichen Verkehrsmitteln vorbehalten. Heute sind sie gemeinsam mit den gegenüberliegenden Uferstudios ein wichtiger Ort für die Berliner Kunst- und Kulturszene. Auf den knapp 19.000 Quadratmetern leben und arbeiten mehr als 150 Menschen. Die Uferhallen beherbergen neben Ateliers und Atelierwohnungen auch Tanz- und Proberäume, Tonstudios, eine Konzert- und eine Ausstellungshalle, Werkstätten, Gastronomie und vielseitige Veranstaltungsräume.

1892 begann hier alles mit einer Werkstatt für die Wagen der Pferdestraßenbahn. Um die Jahrhundertwende löste dann die elektrische Straßenbahn den Betrieb mit Pferden ab. Das Gelände wurde umgebaut und 1898 die große, mit Sheddächern oder Sägezahndächern versehene Straßenbahnhalle errichtet. Seine heutige Gestalt erhielt das Gelände nach weiteren Umbauten in den späten 1920er Jahren und der Fassadenumgestaltung Mitte der 1950er Jahre. 2007 legte die BVG den zuletzt auch für die Instandsetzung ihrer Omnibusse genutzten Betriebsbahnhof still.

Der Verein Uferhallen e. V. setzt sich für den Erhalt des Ensembles und der gegenwärtigen Nutzung ein.

Uferstraße 8-11
13357
Berlin

Innenhof mit Tanzstudio, Foto: Rita Frank, Lizenz: terra press GmbH

Wegbeschreibung

Haben Sie den umgestalteten Linienbus und den Schriftzug aus Leuchtbuchstaben am Eingangsgebäude bemerkt? „Take the money and run“. Hier gibt es zwar kein Geld zu verteilen, aber ein wenig davon lässt sich hier im außergewöhnlichen, bei der ansässigen Kunstszene beliebten Café Pförtner in mediterrane Leckereien umtauschen.

Sie gehen nun noch einmal an der Panke entlang, diesmal auf der Seite der Uferstraße, bis Sie in die Bornemannstraße einbiegen. Am Ende der Straße sehen Sie links viel Glas und Beton. Der Eckbau der ehemaligen Rotaprint ist besonders spektakulär, aber schauen Sie ruhig auch mal von der Gottschedstraße aus in den Innenhof. Es lohnt sich.

Kartenausschnitt Uferhallen und Uferstudios

ExRotaprint

Die Industrie hat mit ihren Gebäuden das Berliner Stadtbild maßgeblich mitgeprägt. Unter vielen spannenden Beispielen ragen die eigenwilligen Verwaltungs-, Büro- und Produktionsbauten der Rotaprint besonders heraus. Sie wurden in den 1950er Jahren von dem Architekten Klaus Kirsten entworfen. Typisch ist für diese Gebäude der Nachkriegsmoderne der großzügige Einsatz der Materialien Glas, Beton und Stahl.

1991 wurde das Gelände unter Denkmalschutz gestellt. Zwei Jahre zuvor war die Firma Rotaprint, die hier seit 1904 Druckmaschinen hergestellt hatte, in Konkurs gegangen. Gelände und Gebäude fielen an die Stadt Berlin.

2004 entwickelten zwei bildende Künstler ein Konzept, wie sie gemeinsam mit anderen Mietern vor Ort das Gelände übernehmen könnten. Sie gründeten einen Verein und verhandelten erfolgreich mit dem Senat und dem Liegenschaftsfonds Berlin. Drei Jahre später konnten sie das Gelände mit einer Kombination aus Gemeinnützigkeit und 99-jährigem Erbbaurecht erwerben. Heute erlebt das Gelände eine heterogene Nutzung aus Kultur, Gewerbe und Sozialem mit dem Ziel einer integrativen, langfristig stabilen und finanziell tragfähigen Perspektive für den Standort.

Gottschedstr. 4
13357
Berlin

Telefon: 030 4404 5124
ExRotaprint Aussenwand mit Schriftzug, Foto: Rita Frank, Lizenz: terra press GmbH
ExRotaprint Innenhof, Foto: Rita Frank, Lizenz: terra press GmbH

Wegbeschreibung

Nun folgen Sie der Gottschedstraße weiter bis zur Reinickendorfer Straße, dann links abbiegen und bis zur Ecke Schererstraße gehen. Dort hinein und dann rechts der Maxstraße folgen. Schon von Weitem fällt das große Gebäude mit dem Schriftzug „Goldenherz“ auf. Auch hier verbirgt sich noch mehr hinter der Straßenfassade. Gehen Sie also ruhig bis zum Ende des Gebäudes, schlüpfen Sie durch die Tordurchfahrt und schauen sich das imposante geflieste Backhaus der Brotfabrik Wittler von 1927 an.

Kartenausschnitt ExRotaprint

Brotfabrik Wittler

Gegründet wurde die Großbäckerei Wittler 1898. Zehn Jahre später zog die Bäckerei in die Maxstraße, wo noch heute die Fassade des Ende der 1920er Jahre errichteten Haupt- und Verwaltungsgebäudes auffällt. Die Bäckerei expandierte schnell und wurde bis in die 1920er Jahre zum größten Brotproduzenten Europas. Die damals modernste automatische Brotbackstraße leitete die Industrialisierung im Backen ein.

Das ehemalige Backhaus, in dem heute Senioren leben, schließt an die rückwärtige Fassade des Hauptgebäudes an. Jeder der sechs Etagen des Backhauses war ein Schritt des Herstellungsprozesses zugeordnet: Nach der Anlieferung in den sechsten Stock wurden die Zutaten auf dem Weg in den fünften Stock gesiebt und gemischt, um wieder eine Etage tiefer zu Teig verarbeitet zu werden. Es folgten die Gärung, das Backen der Brote in drei Öfen, das Auskühlen und im Erdgeschoss endlich die Verpackung.

Bis in den Zweiten Weltkrieg hinein wurden die täglichen Brotlieferungen mit den Elektroautos der eigenen Fahrzeugflotte ausgeliefert. Während des Zweiten Weltkriegs bestand die Belegschaft zu zwei Drittel aus Zwangsarbeitern, die in eigenen Lagern untergebracht waren. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen beschlagnahmt und demontiert. Der Wiederaufbau nach der deutschen Teilung gelang, auch wenn sich die Essgewohnheiten veränderten und der Brotkonsum zurückging. 1982 endet die Geschichte des Unternehmens, das sich nicht mehr gegen die westdeutsche Konkurrenz behaupten kann.

Maxstraße 2-4
13347
Berlin

Innenhof der ehemaligen Brotfabrik, Foto: Rita Frank, Lizenz: terra press GmbH
Innenhof der ehemaligen Brotfabrik, Foto: Rita Frank, Lizenz: terra press GmbH
Innenhof der ehemaligen Brotfabrik, Foto: Rita Frank, Lizenz: terra press GmbH

Tourende am Bahnhof Wedding

Wegbeschreibung

Nachdem Sie so viele Eindrücke aus Geschichte, Kultur und Sozialem gesammelt haben, lohnt sich eine kleine Pause. Spazieren Sie zunächst einmal die Antonstraße und dann links herum die Prinz-Eugen-Straße hinunter. Weiter geht es halb rechts in die Adolfstraße, die Sie zwischen dem ehemaligen Krematorium Wedding und einer terrassierten Mietshausanlage hindurch auf das historische Postamt aus dunkelrotem Klinker zuführt. Rechts in die Gerichtstraße abbiegen und am Urnenfriedhof beim „Silent Green“-Kulturquartier auf die Bänke setzten. Hier bietet das „MARS“ neben wechselndem Mittagstisch – wie der veganen Pho – am Nachmittag auch Kaffee und Kuchen an. Danach geht es zurück über die Gerichtstraße bis zur Lindow Straße, an deren Kreuzung sich der S+U-Bahnhof Wedding befindet.

Kartenausschnitt Brotfabrik Wittler

Tourenkarte

Start

Berlin-Gesundbrunnen

Badstr. 1-3

13357 Berlin

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