Bahnhofstraße 61
91757 Treuchtlingen
Radeln, wo einst die Römer und Karolinger herrschten
Eine Radtour für Kulturliebhaber und Entdecker
Entspannt anreisen und Leihräder bei den Vermietern vor Ort nutzen. Die Kapazitäten für die Fahrradmitnahme in den Züge sind begrenzt und eine Mitnahme des eigenen Rads kann je nach Auslastung nicht garantiert werden.
Unser Tipp: Bitte prüfen Sie vor Fahrtantritt Ihre Zugverbindung und die erwartete Auslastung.
Es befinden sich 72 Fahrradabstellplätze in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes.
Bahnhofstraße 61
91757
Treuchtlingen
Sie starten vom Bahnhof aus nach Süden die Bahnhofstraße entlang bis zum Rathaus. Hier wenden Sie sich nach links in die Hauptstraße und folgen ihr, bis Sie rechts in die Kirchenstraße einbiegen, wo Sie gleich den Fahrradverleih vit:bikes finden.
vit:bikes in Treuchtlingen ist kompetentes Fachgeschäft, Werkstatt und Fahrradverleih in einem. Die Experten finden in ihrem umfassenden Fuhrpark das richtige Bike für jede Gelegenheit – vom Tiefeinsteiger bis zum Mountainbike, ob mit Motor oder ohne.
Kirchenstraße 2a
91757
Treuchtlingen
Zurück auf der Hauptstraße wenden Sie sich nach rechts und fahren Richtung Osten aus Treuchtlingen heraus.
Nach einem Stück parallel zur Straße, scheren Sie leicht nach links aus und radeln ab jetzt an der Schambach entlang in den gleichnamigen Ort.
Nach einer Linksbiege und dem Gunthildisbrünnlein, sehen Sie links weiß leuchtend eine schlichte Kapelle.
Dieser ökomenische Neubau aus dem Jahr 1995 hat die Grundform eines Ammoniten und wird deshalb auch das „Schneckenhaus Gottes“ genannt. Daneben finden Sie die freigelegten Reste einer frühmittelalterlichen Wallfahrtsstation. Die St.-Gunthildis-Kapelle wurde erstmals im späten 11. Jahrhundert errichtet und dann 200 Jahre später vergrößert neu aufgebaut.
St2216 zwischen Treuchtlingen und Suffersheim
91781
Weißenburg in Bayern
Weiter geht es im Schambachtal Richtung Suffersheim. Kurz vor dem Ort biegen Sie zwischen der Potschmühle und dem Spielplatz auf der Haardener Straße links ab.
Es erwartet Sie ein kurzer steiler Anstieg (etwa 1,6 km, ca. 100 m Anstieg mit bis zu 10%). Durch den Wald geht es in Richtung Norden erst nach Haardt und dann weiter bis Weißenburg.
Rollen Sie am Burgwaldtheater vorbei und über die Holzgasse zur weitgehend erhaltenen Stadtmauer, die auf das 12. und 13. Jahrhundert zurückgeht.
In der Bachgasse bietet sich vielleicht die Gelegenheit für eine Stärkung im Bräustüberl der im Original erhaltenen Brauerei Schneider (Bachgasse 15, 91781 Weißenburg, Tel. 09141 2407). Hier wird zu modern interpretierter mittelfränkischer Küche exklusiv das Schneider Hell, Märzen und Weizenbier serviert.
Erkunden Sie ruhig ein wenig die sehenswerte Altstadt. Jenseits von Markt- und Rathausplatz finden Sie ihr nächsten Ziel: das Römermuseum.
Die Gründung des RömerMuseums geht auf den Zufallsfund eines Hobby-Gärtners zurück. Im Herbst 1979 stieß der beim Anlegen eines Spargelbeets vor den Toren der Stadt Weißenburg zunächst auf verrostete Eisenteile. Grabungen legten anschließend 114 ganz unterschiedliche Objekte frei, darunter Votivtafeln, sakrale Gefäße, Werkzeuge, Paradeausrüstungsteile und auch 17 in Qualität und Erhaltungszustand einzigartige Götterfiguren aus Bronze. Der Gärtner war wohl auf den Hort eines Plünderers gestoßen. Der „Weißenburger Schatz“ ist einer der bedeutendsten Hortfunde Deutschlands. Heute wird angenommen, dass er, in den 250er Jahren n. Chr. vergraben worden ist, als die Alemannen hier einfielen.
Ein Jahr nach seiner Freilegung erwarb der Freistaat Bayern den Fund. Das Römermuseum wurde als Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München gegründet und 1983 eröffnet. 2017 konnte es nach umfangreichen Umbaumaßnahmen mit einer neu konzipierten Ausstellung wiedereröffnet werden. Sie erzählt vom „Weißenburger Schatz“ und dem Leben am Limes. Wie war der Alltag eines Soldaten im Kastell, wie lebten Händler und Familienangehörige im Lagerdorf? Und was wissen wir heute über den Kulturaustausch zwischen Römern und Germanen?
Doktor-Martin-Luther-Platz 3-5
91781
Weißenburg in Bayern
Jetzt ist es Zeit, sich die Anlagen der Römer selbst anzuschauen. Dazu verlassen über die Ellinger Straße die Altstadt durch das Ellinger Tor.
Das Ellinger Tor gilt als eines der schönsten Stadttore Süddeutschlands. Im Turm befindet sich die historische Ratsbibliothek von Weißenburg.
Sie wenden sich nach Westen über den Lehenwiesenweg, folgen den Schienen ein kleines Stück in südlicher Richtung und biegen dann rechts ein in die Straße Am Römerlager. Schon haben Sie das Reiterkastell Weißenburg erreicht, dessen antiker Name Biriciana auch heute noch gebräuchlich ist.
Das Kastell Weißenburg oder Biriciana liegt etwa fünfeinhalb Kilometern südlich des Obergermanisch-Rätischen Limes am westlichen Rand der Stadt Weißenburg auf einer leichten Bodenwelle oberhalb der Schwäbischen Rezat. Die Station Biriciana war einst der bedeutendste römische Truppenstandort im heute als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannten Limesabschnitt.
Vermutlich um das Jahr 100 baute die Reitereinheit Ala I Hispanorum Auriana das Kastell Biriciana aus Holz und Erde. Es lag an einer strategisch bedeutsamen Stelle und wurde ein halbes Jahrhundert später von 2,8 auf 3,1 Hektar vergrößert. Dabei wurden neue steinerne Umfassungsmauern direkt vor die Holz-Erde-Konstruktion gesetzt. Am Ende maß das Kastell 174 mal 179 Meter, wobei die Ecken des Quadrats abgerundet und mit Türmen versehen waren. Seine Zerstörung datiert die Wissenschaft auf die Jahre um 253, als Alemannen in die Gegend einfielen.
1990 wurde das Areal in seiner gesamten Fläche zum archäologischen Park. Die Konturen der Wehrmauern und der Principia, der Stabsgebäude im Zentrum des Lagers, sind in ihrem Verlauf konserviert und die Tore teilweisen auf den Originalfundamenten in Originalgröße rekonstruiert. Das imposante wiederaufgebaute Nordtor war sogar, so legen neueste Forschungen nahe, vermutlich noch ein Stockwerk höher.
Am Römerlager 16
91781
Weißenburg in Bayern
Wie es üblich war zu römischen Zeiten, siedelten sich in der Nähe der Garnisonen auch immer Familienangehörige, ausgeschiedene Soldaten, Händler, Handwerker und Gastwirte an. In Weißenburg dürften im Vicus von Biriciana rund 2500 Menschen gelebt haben. Wenn Sie das Kastell durchquert haben, ist es nur ein Katzensprung zu den „Großen Thermen“ der römischen Siedlung.
Die Römischen Thermen von Weißenburg sind eine der wenigen auf germanischem Boden erhaltenen Bäderanlagen aus der Zeit der Römer. Die „Großen Thermen“ stammen ursprünglich aus der Entstehungszeit des nahen Reiterkastells um das Jahr 100 und wurden mehrfach erweitert bzw. nach Zerstörungen in den Markomannen-Kriegen um das Jahr 180 neu aufgebaut. Im Zuge der Alemanneneinfälle erlitt die Anlage um das Jahr 230 erhebliche Zerstörungen und wurde Ende der 250er Jahre aufgegeben.
Bäderanlagen dienten zu römischen Zeiten der Gesundheit und Hygiene, sie waren aber auch ein Ort der Entspannung und ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Die Großen Thermen von Weißenburg waren eine im Ringtypus errichtete luxuriöse Anlage mit einer Abmessung von 65 mal 42,5 Metern. Es gab Fußbodenheizung und Glasfenster, manche Becken und Böden waren mit geschliffenen Kalksteinplatten ausgekleidet, an den Wänden Wandmalereien. Sklaven heizten die Bäder Tag und Nacht mit Holz und Holzkohle.
Nach ihrer Entdeckung im Jahr 1977 wurde die große Thermenanlage erforscht, erhalten und teilweise rekonstruiert. Sie liegt heute unter einem zeltförmigen Schutzbau und kann auf einem festen Rundgang erkundet werden.
Am Römerbad 17A
91781
Weißenburg in Bayern
Schon vor zwei Jahrtausenden wussten die Menschen also zu genießen. In manchen Dingen waren die Römer wohl ihrer Zeit voraus, aber auch die germanische Geschichte kann mit technischen Wasserwunderwerken beeindrucken. Davon zeugt Ihr nächstes Ziel.
Tipp für unterwegs: Am Karlsgraben gibt es ein Toilettenhäuschen, das von Ostern bis Oktober geöffnet ist.
Zwischen Altmühl und Rezat liegt eines der größten technischen Kulturdenkmäler des frühen Mittelalters. Die Fossa Carolina, auch Karlsgraben genannt, war der erste Versuch, Rhein, Main und Donau durch eine Wasserstraße zu verbinden. Noch heute zeugen am Dorfrand von Graben eine 500 Meter lange Wasserfläche und die daran anschließenden bis zu zehn Meter hohen Erdwälle von diesem Versuch.
Das Dorf Graben liegt an der europäischen Hauptwasserscheide. Hier nähern die Flusssysteme von Rhein und Donau sich bis auf wenige Kilometer an und sind nur durch eine leichte Anhöhe getrennt. Diese geografische Nähe wollte Kaiser Karl der Große nutzen. Im Jahr 793 ließ er einen rund 3000 Meter langen Kanal ausheben, um mit Schiffen in den Südosten seines Reiches fahren zu können, wo er mit den Awaren Krieg führte.
Ob oder wie lange der Kanal tatsächlich genutzt wurde, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Seit dem Beginn der archäologischen Untersuchungen im Jahre 2012 mehren sich die Hinweise, dass er nicht, wie früher angenommen, komplett schiffbar war. Chronisten berichteten, dass anhaltender Regen und der sumpfige Boden beim Bau zum Problem geworden seien. Ist das ambitionierte Vorhaben also schlussendlich abgebrochen worden oder waren vielleicht die Passage zu aufwendig und die Wegzölle für Händler zu hoch?
Was heute bei Graben von der Fossa Carolina zu sehen ist, erinnert in jedem Fall an eines der größten ingenieurgeologischen Bauprojekte des Mittelalters. Sie ist das wohl bedeutendste Boden-Denkmal aus karolingischer Zeit in Franken und gehört zu den „100 schönsten Geotopen Bayerns“, ausgewählt vom Bayerischen Landesamt für Umwelt.
Karlsgraben 7
91757
Treuchtlingen
Auf Ihrer letzten Etappe geht es nun zurück nach Treuchtlingen. Auf der anderen Seite der Bahngleise radeln Sie am Ufer der Altmühl entlang durch offene Flur.
Am Kurpark haben Sie Gelegenheit die müden Beine in einem Kneippbecken wiederzubeleben.
Zur Fahrradrückgabe biegen Sie an der Treuchtlinger Lokomotive links ab und folgen der Tour zum Radverleih zurück.
Zum Bahnhof geht es von hier aus auf dem selben Weg, auf dem Sie früher hergekommen sind.
Start/Ende
Bahnhofstraße 61
91757 Treuchtlingen