Des Königs Geister aus dem Jenseits

Vom Bahnhof Marquardt führt die Fahrländer Straße direkt Richtung Schloss und Schlosspark. Nach etwa 300 Metern erblickt man rechter Hand die Kulturscheune. Die Grundsubstanz des Gebäudes entstammt einer tatsächlichen Scheune, die sich hier bereits im 19. Jahrhundert befand und seit damals den Ortskern prägte. Heute ist die Scheune kulturelles Zentrum nicht nur für die Marquardter Anwohner:innen.

Links gegenüber findet sich ein weiteres historisches Gebäude, das durch seine Backsteinarchitektur auffällt. Es handelt sich um den letzten erhalten Teil des alten Schmiedehofes. Da das leerstehende Schloss noch nicht saniert ist und der Zugang zum Park an dieser Stelle noch versperrt bleibt, führt der Weg weiter in die Hauptstraße.

Beim Backsteingebäude in der Hauptstraße Nr. 7 handelt es sich um die 1900 errichtete Dorfschule, die inzwischen zu Wohnzwecken umgebaut wurde. Nur wenige Meter von der Schule entfernt befindet sich das Café „Kräutergarten Lavendelhof“.
 

Ein Stück Südfrankreich in Brandenburg bietet der liebevoll gestaltete Kräutergarten in Marquardt. Zwischen den lila blühenden Duftwolken und gackernden Hühnern können die Gäste einen Kaffee und dazu hausgemachten Kuchen oder französische Crêpes genießen. Der eigene Holzofen liefert in den Abendstunden knusprige Pizza. Das gemütliche Café hält für die Besucher diverse Sitzmöglichkeiten und Tische, verteilt im ganzen Garten bereit. Draußen befinden sich viele Tische unter einer Überdachung.​ Die Pizza kann auch außer Haus bestellt werden.
Die Betreiberin bietet zudem verschiedene Kräuterprodukte zum Kauf an. Und wer davon noch nicht genug hat, kann an einer der Kräuterführungen in die unmittelbare Umgebung teilnehmen. Die Pizzas können auch Ausser-Haus mitgenommen werden. Hiefür muss eine Vorbestellung unter der Telefonnummer 033208 22187 erfolgen.
 

Der Schlosspark Marquardt wurde 1795 als englischer Landschaftspark gestaltet und liegt malerisch am Schlänitzsee. Einige Jahre später wurde er nach einer Zeichnung Peter Joseph Lennés nochmal überarbeitet. Heute steht der Park unter Denkmalschutz und ist geprägt  von verschlungenen Wegen, altem Baumbestand, künstlich angelegten Wasserläufen und Teichen sowie hügeligen Grasflächen. Bereits Theodor Fontane verweilte dort und widmete dem Ort in seinen ”Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ein eigenes Kapitel. Darin beschreibt er das ursprünglich altwendische Dorf als ”ebenso anziehend durch seine Lage wie seine Geschichte“.

Inmitten des Parks befindet sich das Schloss Marquardt, welches eine wechselvolle Geschichte erzählt. Schon im Jahr 1313 wurde die Besitzfolge des ehemaligen Guts- und Herrensitzes  erwähnt. Erst im Jahr 1879 ließ der damalige Schlosseigentümer Carl Meyer, Repräsentant der Essener Firma Krupp in Berlin, das Schloss 1879 als zweigeschossiges Gebäude neu aufbauen. Nach dem Verkauf an den Stahlhändler Dr. Louis Ravené, erhielt das Schloss durch Anbau und Aufstockung sein heutiges Aussehen. Das Holelgruppe Kempinski pachtete 1932 das Anwesen und etablierte damit ein beliebtes Ausflugsziel. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Schloss hauptsächlich als Reservelazarett. Heute steht das Schloss zur Anmietung für Veranstaltungen zur Verfügung und dient immer wieder als Filmkulisse für bekannte Kino - und TV Produktionen.

Steht man vor der dem Park zugewandten Schlossfassade und wendet sich um, hat man in etwa den Platz im Blick, auf dem einst die geheimnisvolle Blaue Grotte errichtet worden war.

Zwischen 1795 und 1803 diente die Blaue Grotte König Friedrich Wilhelm II und seinem Vertrauten, dem damaligen Besitzer des Schlosses, Hans Rudolph von Bischoffwerder, als Ort spiritistischer Sitzungen. Diese verhalf dank trickreicher Installationen des Hausherren selbst dem Preußischen König zu „tatsächlichen“ Geistererscheinungen.

Mitte des 19. Jahrhunderts war die Grotte baufällig geworden und musste abgetragen werden.

Ebenfalls wenige Meter vor dem Schloss macht der Amerikanische Zürgelbaum mit seinen waagerecht ins Gelände wachsenden kräftigen Armen auf sich aufmerksam.

Nach dem Spaziergang lädt der Landgasthof Zum alten Krug in der Hauptstraße 2 ein, sich zu stärken und sich in den kalten Monaten am Kamin aufzuwärmen, bevor der Rückweg zum Bahnhof diesmal durch den Eschenweg angetreten werden kann.