Heideturm, Foto: Volker Gehrmann
Fontanes Ellernklipp als Synchrontheater , Foto: Theatersommer Netzeband
Heidelandschaft mit Heideturm  TMB, Steffen Lehmann
Foto: Holger Langmaier / Pixabay
Unter dem Milchwald, Foto: Henry Mundt, Lizenz: Netzeband Kultur

Vom "Bombodrom" zum Naturerbe

Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide

Start
Netzeband
Dauer
6 h
Länge
15 km
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Eckdaten zur Tour
Purpurrot webt die Besenheide einen üppigen Blütenteppich über den kargen Boden der Kyritz-Ruppiner Heide. Heuschrecken zirpen, Schwarzkehlchen singen, Neuntöter rufen. Argus-Bläulinge spreizen ihre zarten Schmetterlingsflügel ins Licht. Tiefer Frieden liegt über der Landschaft. Das war nicht immer so. Jahrzehntelang wurde hier scharf geschossen – das Gelände diente als Truppenübungsplatz. Heute können Sie bei einer Wanderung auf den 13 Kilometer langen, ausgewiesenen Wegen den Wandel vom „Bombodrom“ zum Naturerbe erkunden.
Seit 1952 nutzten sowjetische Truppen das Gebiet als Übungsplatz. Panzer und Bomben hinterließen hier tiefe Spuren. Als Deutschland wieder eins wurde, zogen die Soldaten ab. Nun aber sollte in der Heide der größte Tiefflugübungsplatz Europas entstehen. Dagegen protestierte die Bürgerbewegung „Freie Heide“ ganze 17 Jahre lang – mit Erfolg: Die Bundeswehr verzichtet auf die Nutzung. 2011 übernahm dann die Heinz Sielmann Stiftung rund 4.000 Hektar des einstigen Militärgeländes, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Denn im Laufe der langen Zeit wuchs buchstäblich Gras über tiefe Furchen und Munitionsreste: Flechten und Moose – 239 verschiedene Arten haben Biologen entdeckt –, Besenginster und Heidekraut. Ihr Nektar lockt Insekten an, die wiederum bei Vögeln auf der Speisekarte stehen. So entwickelte sich die Kyritz-Ruppiner Heide zu einem wahren Natur-Juwel und übertrifft mit ihrem zusammenhängenden Heide-Gebiet sogar die Lüneburger Heide als eine der größten Heideflächen in Deutschland. Den besten Blick haben Sie übrigens vom Heideturm auf dem Heinz-Sielmann-Hügel, der nach dem Naturschützer und Tierfilmer Heinz Sielmann (1917–2006) benannt wurde.
Eine Wandertour für Naturliebhaber und Kulturliebhaber

Start- und Endbahnhof

Startbahnhof
Netzeband
2 Tourstationen
15 km / 6 Stunden
Endbahnhof
Netzeband

Unser Tipp: Bitte prüfen Sie vor Fahrtantritt Ihre Zugverbindung und die erwartete Auslastung.

Vorschau der App-Darstellung der Tour "SUP-Seeing in Potsdam" | © DB Regio Nordost

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Ablaufplan

Tourstart am Netzeband

Wegbeschreibung

Folgen Sie vom Bahnhof Netzeband der Dorfstraße, passieren Sie die Märkischen Höfe. Hier verwöhnt das Restaurant „Clavis“ in moderner Atmosphäre mit regionalen Produkten. Den Besuch sollten Sie aber lieber für den Rückweg einplanen – als krönenden Abschluss sozusagen. Das Restaurant hat am Freitag ab 17 Uhr und am Wochenende von 12 bis 20:30 Uhr geöffnet. Wenige Schritte weiter geht es linker Hand auf einen Feldweg, der Sie nach Rägelin bringt. Sie müssen nur den Wegweisern „grüner Balken“ folgen. Zuvor sollten Sie noch einen klitzekleinen Umweg durch Netzeband machen und die Dorfstraße hoch bis zur Temnitzkirche laufen. Sie ist als Zentrum für Kunst und Kultur in der Region auch die charmante Kulisse für den Theatersommer Netzeband, der mit seinen spektakulären Aufführungen im angrenzenden Gutspark alljährlich große und kleine Theaterfreunde in das märkische Dorf zieht.
 

Kartenausschnitt Netzeband

Netzeband Kultur

Das Künstlerdorf Netzeband, nahe Neuruppin gelegen, bietet bereits seit 1996 außergewöhnliche Kulturerlebnisse: Jährlich im Sommer werden beim "Theatersommer Netzeband" auf der großen Open-Air-Naturbühne im Gutspark, unterhalb der Temnitzkirche klassische Stücke – wie u.a. von Fontane, Brecht und Shakespeare – als Synchrontheater aufgeführt. Das Besondere daran: Die Darsteller tragen überdimensionale Masken und agieren mit großer Gestik synchron zu einer vorproduzierten Audioinstallation. Namhafte Schauspieler wie Corinna Harfouch, Tom Quaas oder Gerd Silberbauer „schenken“ dem Theatersommer dabei ihre Stimmen. Mehr als 50 expressive, phantasievolle Figuren sind bei dem mittlerweile zum Kultustück avancierten Stück „Unter dem Milchwald“ von Dylan Thomas zu erleben. Zudem steht immer ein Kinder- und Familienstück auf dem Spielplan.

Im Herbst und Frühjahr wird die Temnitzkirche selbst zum Veranstaltungsraum. Ob Kinoabende, szenische Lesungen,Theateraufführungen oder Konzerte – in Netzeband können Sie ganzjährig eine ausgewogene Mischung an Eigenproduktionen und Gastspielen der unterschiedlichsten künstlerischen Sparten erleben.

Dorfstraße
16818
Netzeband

Telefon: 033924 – 299 837
E-Mail Adresse: kontakt@netzeband-kultur.de
Szene aus MOMO, 2023, Foto: Henry Mundt, Lizenz: Netzeband Kultur
Gutspark Netzeband mit Temnitzkirche, Foto: Jannika Olesch

Wegbeschreibung

Nun geht es entlang von Feldern nach Rägelin. Laufen Sie nicht zur Hauptstraße, sondern folgen Sie den Feldwegen am westlichen Dorfrand. Dann passieren Sie eine hölzerne Mahnsäule, die der Künstler Wolfgang Dicks schuf. Sie wurde bei der 76. Protestwanderung im Jahre 2002 zur Freien Heide aufgestellt und zeigt die berühmten drei Affen, die sich Augen, Ohren und Mund zuhalten. Damals inspirierten die Proteste gegen das Bombodrom auch viele Künstler zu ihrer ganz eigenen Form des Widerstands. Die Dorfstraße führt Sie nun zur Rägeliner Dorfkirche, einem sehenswerten Fachwerkbau mit Holzturm aus dem Jahre 1697. Folgen Sie weiter der wenig befahrenen Mühlenstraße und biegen Sie nach links Richtung Pfalzheim ab. Es geht vorbei an Feldern und durch die typisch brandenburger Kiefernwälder. Dann ist der winzige Ort erreicht. Am Parkplatz mit einer Schutzhütte und Infotafeln geht es nun auf ausgeschilderten Wegen in Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide. Doch aufgepasst: Beachten Sie bitte die Warnschilder und verlassen Sie die Wege nicht. Die Stiftung hat hier zwar auf den Wanderwegen die Munition beseitigt, weite Teile sind aber noch munitionsverseucht.

Kartenausschnitt Netzeband Kultur

Heideturm in Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide

Nach dem Zweiten Weltkrieg richteten die Streitkräfte der Sowjetunion in einem Wald- und Heide-Areal zwischen Wittstock und Neuruppin einen Truppenübungsplatz ein, der insgesamt etwa 12.700 Hektar umfasste. Das Territorium diente als Luft- und Bodenschießplatz. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen sollte das Gelände von der Bundeswehr als Tiefflugübungsplatz weiter genutzt werden, was jahrelange Bürgerproteste schließlich verhindern konnten.
Durch die Abriegelung des Geländes und seine militärische Nutzung entstanden verschiedene Lebensräume für Pflanzen und Tiere wie Trockene Sandheiden, Dünen, Eichen- und Buchenwald. Die großflächigen Heiden bieten ideale Bedingungen für Insekten, die wiederum viele Vogelarten anlocken wie Brachpieper, Ziegenmelker, Wiedehopf und Heidelerche. So hat die Kyritz-Ruppiner Heide eine besondere Bedeutung für den Naturschutz in Deutschland. Die Nationalen Naturerbe-Flächen werden von der Heinz Sielmann Stiftung gemeinsam mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) gepflegt und auch für die sanfte touristische Nutzung entwickelt. Auf 13 Kilometern Wanderwegen zwischen Pfalzheim, Rossow und Neuglienicke wurde die Munition beräumt. Wanderer, Radfahrer und Reiter können hier die Natur erleben. Rastplätze laden zum Verweilen ein, Schilder weisen den Weg und informieren über die Landschaft und ihre Entwicklung. Kutschunternehmen bieten Touren mit Kutsche und Kremser durch die Heidelandschaft an, die sich im August und September in vollster Blüte zeigt. Der 15 Meter hohe Heideturm auf dem Heinz-Sielmann-Hügel bei Pfalzheim bietet den Besuchern einen weiten Blick in die Landschaft.

Sielmann-Hügel
16818
Pfalzheim

Wiedehopf  Helmut Lammertz/piclease
Argus-Bläuling  Nora Künkler

Tourende am Netzeband

Wegbeschreibung

Öffnen Sie einfach Augen und Ohren und entdecken Sie die kleinen Wunder dieser einst geschundenen Landschaft: Ein Grasgespenst hängt regungslos und bestens getarnt an einem Grashalm. Der langbeinige Sandlaufkäfer legt einen rasanten Sprint hin, um Ameisen zu jagen. Wildbienen summen emsig von Blüte zu Blüte. Und der Wiedehopf plustert tänzelnd seine Federkrone. Schon weithin sichtbar auf dem Heinz-Sielmann-Hügel ist der Aussichtsturm – seit 2019 ist er das neue Wahrzeichen der Heide. Erklimmen Sie die 75 Stufen des mit Lärchenholz verkleideten Turms, haben Sie einen weiten Blick über die Heidelandschaft … und in den Himmel, denn der Turm hat kein Dach. Den schönsten Ausblick gibt es von Anfang August bis Mitte September. Dann verzaubert die Kyritz-Ruppiner Heide mit friedlicher Stille  und violettem Blütenmeer zu Ihren Füßen. Zurück nach Netzeband geht es auf dem gleichen Weg – mit gemütlicher Wanderpause im „Clavis“.

Kartenausschnitt Heideturm in Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide

Tourenkarte

Start/Ende

Netzeband

Dorfstr.

16818 Netzeband

Frische Ideen für Ihre nächste Tour