St. Marien ist die Kirche des Rates der Hansestadt Lübeck. Bei ihrer Erbauung wurden erstmals die Formen der französischen Kathedralgotik auf den in Norddeutschland verwendeten Backstein übertragen – die Geburtsstunde der Backsteingotik im norddeutschen Ostseeraum.
Im Inneren befinden sich viele bemerkenswerte Kunstwerke, darunter das Triumphkreuz von Gerhard Marcks im Hochchor über dem Swarte Altar von 1495 und die weltweit größte mechanische Orgel. Von 1667 bis 1707 war der Kirchenmusiker und Komponist Dietrich Buxtehude Organist und Werkmeister an St. Marien.
Von besonderer Ausdruckskraft ist die Gedenkkapelle im Südturm mit den beiden Kirchenglocken, die beim Luftangriff 1942 auf den Steinboden herabstürzten. Die Backsteinbasilika mit ihrer mittelalterlichen Ausmalung besitzt das größte Geläut Schleswig-Holsteins und ein Glockenspiel mit 36 Glocken aus der Katharinenkirche in Danzig. Zwei Totentanzfenster nehmen die Motive und Gestalten des hier 1942 verbrannten Fries vom Lübecker Totentanz auf.
Der Eintritt zur Kirche ist für Kinder, Jugendliche, Gemeindemitglieder und zum Gottesdienst frei. Besucher werden gebeten, als Eintritt den „Marientaler“ von 2 Euro zu entrichten, für den Erhalt der Kirche. Der Zutritt ist mit Unterstützung barrierefrei möglich. Kirchenführungen sowie Turm- und Gewölbeführungen finden zu regelmäßigen Terminen statt, Sonder- und Themenführungen sind auf Anfrage möglich.
Wer aufmerksam schaut, kann unter anderen die Maus Rosemarie und den Teufel entdecken, über die man sich folgende Geschichten erzählt:
1. Die Kirchenmaus Rosemarie
Vor vielen hundert Jahren, als die Marienkirche noch ganz neu war, wuchs an ihrer Seite ein großer Rosenstock. Die Lübecker Bürger glaubten, so lange er blühte, werde ihre Stadt frei bleiben. Eines Morgens jedoch war der Rosenstock welk und verdorrt: Eine Maus, hieß es, habe an seiner Wurzel ihr Nest gegraben. Schon bald darauf musste sich Lübeck den Dänen ergeben. Als die Stadt wieder frei war, ließ der Rat der Stadt hinter dem Chor eine Maus in Stein hauen – als Mahnung, dass aus einem kleinen Übel ein großes Unglück entstehen kann. Die Lübecker aber schlossen die kleine Kirchenmaus in ihr Herz und nannten sie Rosemarie. Wer ihr steinernes Abbild berührt, dem soll das Glück hold sein.
2. Der Teufel von St. Marien
Als die Lübecker gerade dabei waren, die Marienkirche zu bauen, kam der Teufel vorbei und fragte, was sie da bauten. „Ein großes Wirtshaus“, logen sie, um ihn nicht zu verärgern. "Ein Ort von Laster und Trunk?“ Das gefiel dem Teufel, und er half mit, so dass der Bau schnell voranging.
Erst als die Kirche fast fertig war, merkte der Teufel, dass die Lübecker ihn reingelegt hatten. Wütend nahm er einen riesigen Stein, um den Bau wieder zu zerstören. Schnell versprachen sie, nebenan wirklich ein großes Wirtshaus zu bauen, den Ratskeller. Der Teufel ließ den Stein fallen, der noch heute dicht neben der Kirche liegt. Dort liegt er noch heute, und auf ihm sitzt ein Teufel aus Bronze, 1999 geschaffen vom Bildhauer Rolf Goerler.