Anton Ulrichs Erbe

Schon wenn Sie aus dem Bahnhof treten, blicken Sie auf den ersten Park – Viewegs Garten. Noch im 18. Jahrhundert drehte sich hier, umgeben von Feldern, eine Windmühle. Heute ist es ein Landschaftspark mit vielen alten großen Bäumen. Ihr Weg durch den Park führt an dem Kunstwerk „Stütze und Last“ von Fritz Koenig aus dem Jahr 1967 vorbei. Es ist der Mittelpunkt eines Gedenkorts der besonderen Art. Drei Bäume – eine Buche, eine Kiefer und eine Eiche – bilden dabei ein Dreieck und erinnern seit 2014 an die Deutsche Einheit.

Weiter geht es auf der Kurt-Schumacher-Straße bis Sie das erste Mal die Oker überqueren, hier geht es nach rechts in den Löwenwall Park. Große Rosskastanien umfassen das große grüne Oval und vier gusseiserne Löwen, erschaffen von Johann Gottfried Schadow, bewachen einen Obelisken. Er wurde als Denkmal für die in den Befreiungskriegen gegen Napoleon I. gefallenen Braunschweiger Herzöge errichtet. Die Rundtour führt am Städtischen Museum vorbei, es geht kurz darauf nach links ins Herz des Magniviertels.

Als eines der ältesten Viertel der Stadt präsentiert sich das Magniviertel mit zahlreichen Fachwerkhäusern rund um die Magnikirche und den dazugehörigen Kirchplatz. Vermutlich geht ihr Name auf den apulischen Bischof Magnus zurück. Die Weihurkunde von 1031 erwähnt erstmals den Namen der Stadt Braunschweig, "brunesguik". Die Kirche selbst allerdings wurde nach der starken Beschädigung durch einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg 1956 in veränderter Form wiederhergestellt. Die älteste Fachwerkinschrift Deutschlands von 1432 ist am Ackerhof 2 zu finden: Anno M CCCC XXX II (1432).

Knallbunter Kontrast zum altehrwürdigen Fachwerkwerkviertel stellt das "Happy RIZZI House" dar, das vom New Yorker Künstler James Rizzi gestaltet wurde. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Helden einer bekannten Zeichentrickserie, SpongeBob, lässt sich sicher nicht verleugnen. Auf jeden Fall aber gibt Rizzi in der farbenprächtigen und detailreichen Fassade seine Verehrung zum Künstler Friedensreich Hundertwasser Ausdruck, der ihn mit seinen Ideen zum menschenwürdigen Wohnen inspirierte.

Keine geringere als Brunonia, Landesgöttin des Herzogtums und Freistaates Braunschweig, führt auf dem Portikus die größte Quadriga Europas an. Nach Absturz wegen eines Brandes 1865 und Buntmetalldiebstahl in den Nachkriegsjahren steht sie nun zum dritten Mal auf dem Mittelrisalit des Schlosses. Den besten Blick auf die 25,8 Tonnen schwere Skulptur aus Siliziumbronze gibt es von einer Besucherplattform aus, der Aufstieg befindet sich rechts vom Portikus.
Auch das Schloss selbst, 1831 bis 1841 nach Plänen von Carl Theodor Ottmer errichtet, ist im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1960 abgerissen worden. Die Hauptfassade samt Schlossvolumen wurde nach 46 Jahren anhand von alten Plänen und historischen Fotos weitgehend originalgetreu unter Verwendung von 600 Originalteilen wieder errichtet. Im benachbarten Einkaufszentrum „Schloss-Arkaden“ entstanden ca. 150 Geschäfte und Restaurants.
Das im Erdgeschoss befindliche Schlossmuseum präsentiert Möbel, Gemälde und Kunst des 19. Jahrhunderts und vermittelt Eindrücke von der Geschichte und Ausstattung der einstigen Residenz und vom Leben am Hofe. Bedeutendstes Exponat ist der weitgehend rekonstruierte Thronsaal, der sich ursprünglich im ersten Obergeschoss befand.

Seine Anfänge nahm das Staatstheater Braunschweig schon im Jahr 1690 mit dem Opernhaus am Hagenmarkt, begründet durch den kunstsinnigen Herzog Anton Ulrich. Braunschweig besaß damit eines der ersten öffentlich zugänglichen Theaterbühnen.
Den heutigen Bau, im florentinischen Renaissancestil erbaut, platzierte man 1861 inmitten des Herzoglichen Parks. Das Mehrspartentheater bietet in den Bereichen Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, Junges Staatstheater und Staatsorchester ein vielfältiges Programm. Mit fast 40 Premieren und über 700 Veranstaltungen pro Spielzeit, darunter das beliebte Burgplatz Open Air, verfügt das Theater neben dem Großen Haus am Steinweg noch über zwei weitere Spielstätten: das Kleine Haus, das seit 1996 am Magnitorwall situiert ist, und seit 1984 Haus III im Magniviertel.

Der Theaterbau ist eingebettet zwischen zwei Parks – im Süden ist es der Museumspark. Die Tour führt Sie aber durch den im Norden angrenzenden Theaterpark. Ursprünglich Teil der barocken Stadtbefestigung kaufte Herzogin Augusta 1802 das Gelände und ließ es – den gärtnerischen Vorbildern in ihrer englischen Heimat folgend – als Landschaftspark umgestalten. Heute laden auf dem Hügel im Herzen des Parks ein Kinderspielplatz und eine Sitzgruppe zum Entspannen mit Blick auf die Oker ein. Einige arboretische Glanzpunkte zeugen vom botanischen Interesse der Gärtner, die hier wirkten: eine Persimone aus Nordamerika, eine mächtige Blutbuche und ein Zürgelbaum, ebenfalls auch Nordamerika.
Im Norden des Parks auf der anderen Seite der Oker liegt eine weitere grüne Oase, der Botanische Garten.

An der Oker geht es wieder zurück durch den Theaterpark, eine Unterführung hinter dem Theaterbau verbindet ihn mit dem Museumspark. Er hat eine ähnliche Geschichte wie der Theaterpark, war erst Teil der 1692 angelegten barocken Stadtbefestigung und gehörte dann zum Herzoglichen Park der englischen Prinzessin Augusta. Eine für Landschaftsparks typische Sichtachse besteht noch heute zwischen dem Parkeingang am Steintor und dem Obelisken auf dem Löwenwall.

Augustas botanische Interesse wird auch in diesem Park deutlich. Einige besondere Gehölze wie die gelbblühende Kastanie, die gefüllte Rosskastanie, der Dreifinger-Strauch, der geschlitzte Spitzahorn, die Hängebuche, die Hickorynuss, Platanen und Eichensorten sind heute noch erhalten geblieben.

Zwischen den Bäumen taucht eine Kombination aus modernem Glas- und historischem Museumsbau auf, das Herzog Anton Ulrich-Museum.